Webtechnik im 19. Jahrhundert

Diese letzte Zeit im Schuljahr hat auch was für sich. Klar nerven all die organisatorischen Dingen rund um die Zeugnisse, die jedes Jahr wieder völlig überraschend kommen, aber man hat auch die Zeit freier zu arbeiten bzw. nehme ich mir die im Moment. Die SchülerInnen wissen, welche Arbeiten wann geschrieben werden und im Moment sehen unsere Stunden fast immer so aus, dass jeder genau daran arbeitet, was seiner Meinung nach am dringendsten ist und ich helfe dort, wo es nötig ist.

So traf es sich in einer Doppelstunde letzen Woche, dass um mich herum fleißig an Prozentrechnung, Inhaltsangaben und Präsentationen für Nawi und Weltkunde gearbeitet wurde. Eine Gruppe hat die Industrialisierung im 18. und 19. Jahrhundert unter die Lupe genommen und ein Schüler kämpfte sich durch einen Text in den Geschichtsbuch „Entdecken und verstecken verstehen“. Plötzlich die Frage: „Frau Lupin, was ist eigentlich Webtechnik?“. Das löste im ersten Augenblick leichte Irritation bei mir aus, denn Webtechnik gehörte eigentlich zu keinem Thema, das grad auf dem Plan steht … oder? Achja, doch, das war ja, dass die schneller und besser weben konnten und nur die Betonung des Wortes implizierte einen anderen Kontext. Also stellte ich schnell mal klar, dass es damals noch kein Internet gab, sondern dass es um das Weben von Stoffen geht und stellte fest, dass nicht unbedingt vorauszusetzen ist, dass jedem 14-jährigen klar ist, wie der Weg vom Schaf oder der Baumwollpflanze zum fertigen Kleidungsstück ist. 😉

Passend dazu:

Die schlesischen Weber

Im düstern Auge keine Träne
Sie sitzen am Webstuhl und fletschen die Zähne:
Deutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem Gotte, zu dem wir gebeten
In Winterskälte und Hungersnöten;
Wir haben vergebens gehofft und geharrt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem König, dem König der Reichen,
Den unser Elend nicht konnte erweichen
Der den letzten Groschen von uns erpreßt
Und uns wie Hunde erschiessen läßt –
Wir weben, wir weben!

Ein Fluch dem falschen Vaterlande,
Wir nur gedeihen Schmach und Schande,
Wo jede Blume früh geknickt,
Wo Fäulnis und Moder den Wurm erquickt –
Wir weben, wir weben!

Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht,
Wir weben emsig Tag und Nacht –
Altdeutschland, wir weben dein Leichentuch,
Wir weben hinein den dreifachen Fluch,
Wir weben, wir weben!

Heinrich Heine (1797-1856)

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