Dieser Tage ist die Aufregung in vielen Haushalten Schleswig-Holsteins besonders groß, denn viele Kleine und Große haben ihren ersten Schultag. Ob ABC-Schützen oder diejenigen, die zu weiterführenden Schule wechseln, eines haben sie gemeinsam, es kommt viel Neues auf sie zu und nur selten können sie abschätzen, was sie nun für die kommenden Jahre erwartet.
Alle Jahre wieder – kommt nicht nur der Weihnachtsmann – sondern kommen auch viele neue Kinder in die Schule. Bei uns in Schleswig-Holstein sind es in diesem Jahr 24.000 neue ABC-Schützen, die ihren ersten Schultag haben. Doch warum nennt man diese eigentlich so, die Schule ist ja schließlich kein Ballerspiel, in dem man wehrlose Pixelbuchstaben abknallt. Den Begriff ABC-Schütze gibt es schon seit dem 16.Jahrhundert und setzt sich aus ABC, das für das Lernen der deutschen Sprache steht und dem Wort Schütze, das ursprünglich Anfänger oder Neuling bedeutete zusammen. Damit sind die ABC-Schützen das, was sie nun mal sind, Neulinge im Erlernen der deutschen Schriftsprache. Die meisten von ihnen freuen sich sicherlich auf ihren ersten Schultag, gibt es doch an dem, neben all den neuen Eindrücken, Heften, Büchern und Lehrern auch die Schultüte. Die gibt es noch gar nicht so lange, denn sie wurde erst im späten 19.Jahrhundert eingeführt und man hat sich diesen Brauch von den Juden abgeschaut, denn dort bekamen die Kinder zu Beginn ihres Schullebens ein süßes Buchstabengebäck geschenkt, getreu nach dem Psalmenwort: „Dein Wort ist in meinem Munde süßer als Honig.“. In manchen Gegenden Deutschlands ist auch der Begriff Zuckertüte geläufig. Mittlerweile verkommt auch diese Tradition zu einem Kommerzzirkus, denn man kann von der Hello Kitty, über die Spongebob und Star Wars Schültüte viele weitere Merchandiseartikel kaufen. Das bietet Eltern auch eine gute Gelegenheit ihr Kind im Sinnes des Konsum gleich von Anfang an adäquat auszurüsten und gleich die ganze Serie vom Sportbeutel bis zum Radiergummi zu kaufen.
Auch für die Kinder und Jugendlichen, die dieser Tage in eine weiterführende Schule eingeschult werden, ist es eine aufregende Zeit. Nachdem sie glücklich vor wenigen Monaten den Druck der Schulartempfehlung überstanden und die konfusen Auswüchse ihrer Eltern bei der Schulwahl überlebt haben, geht es nun mit noch mehr Ernst des Lebens weiter. Nach Schulreform und anschließenden Aufweichungen dergleichen nach den Wahlen, sieht wohl kaum ein Laie mehr durch. Hauptschule, Regionalschule, Realschule, Gemeinschaftsschule, Gymnasium mit G8, G9 und G-manweißesnicht – wer soll da noch durchsehen und was ist für das eigene Kind am besten? Die Schullandschaft in Schleswig-Holstein ist bunt und vielfältig und kann sich ebenso schnell auch wieder ändern, bevor man sich so einigermaßen in die verschiedenen Schulangebote eingelesen hat. Man kann den jugendlichen Besuchern der vielen Schulformen nur wünschen, dass sie es gut getroffen haben und dort auch den gewünschten Abschluss machen können, immerhin sind sie mit 401.500 Mitstreitern nicht allein mit diesem Problem.
Ob es klappt oder nicht, liegt nicht zuletzt auch an denen, die lehren. Über 23.000 Lehrerinnen und Lehrer unterrichten an all den verschiedenen Schulformen und versuchen die lieben Kleinen aufs Leben vorzubereiten. Und auch für sie ist jeder Schulanfang ganz schön aufregend. Wird man in den Klassen unterrichten dürfen, die man kennt und sich gewünscht hat? Werden die neuen Kollegen nett sein? Wird man dieses Jahr wieder ein neues Fachcurriculum ausarbeiten dürfen, das kurze Zeit später in die Tonne getreten wird? Fragen über Fragen, die den Lehreralltag nicht langweilig werden lassen. Aber zum Glück gibt es ja viele nette Kollegen und Kolleginnen, die sich gerne die Lasten des Schulalltags teilen und damit ist alles schon viel leichter.
Die Hauptsache ist doch, dass das Lernen Spaß macht und das Leben bereichert, denn wie sagte schon Wladimir Illjitsch Uljanow, vielen besser bekannt als Lenin: „Lernen, lernen und nochmals lernen.“
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