Gewalt erzeugt Gegengewalt

Arno Bachert  / pixelio.de

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Die amerikanische Haltung zu Waffen ist für den durchschnittlichen Mitteleuropäer ohnehin eher schwierig nachzuvollziehen, doch die Meldung der Welt und des Focus, dass über 20 Lehrkräfte der Clarksville High School im US-Staat Arkansas nach den Sommerferien bewaffnet im Unterricht auftauchen werden, empfinde ich persönlich als neues bedenkliches Kapitel in dieser Geschichte.

In Arkansas hat man offensichtlich ein Gesetz zur Legitimation dieser Maßnahme genutzt, das verfügt, dass lizensiertes bewaffnetes Sicherheitspersonal auf dem Schulgelände erlaubt ist. Aus diesem Grund haben die besagten Lehrkräfte einen 53-stündigen Trainingskurs belegt und dürfen nun in ihrem Arbeitsalltag eine 9mm-Kaliber mit sich führen und auch benutzen. Hintergrund dieser Maßnahme ist ein Amoklauf an der Sandy Hook Grundschule in der Kleinstadt Newtown im US-Bundesstaat Connecticut im Dezember 2012. Dieser ist nur einer von 40 School Shootings, die seit Januar 2010 in den USA 72 Tote gefordert haben. Doch rechtfertigen diese hohen Zahlen derartige Bewaffnungsmaßnahmen bei Lehrern?

Auch in Deutschland kam es zu Amokläufen an Schulen, die tragisch endeten und viele Opfer forderten, doch im Vergleich zu den Zahlen aus den USA sind es unglaublich wenige. Über die Gründe für Amokläufe wurde in den letzten Jahren viel diskutiert und man wurde sich zumindest einig, dass es niemals nur einen einzelnen Grund für den Amokläufer gab, der ihn zu diesem drastischen Schritt bewogen hat. Doch neben diesen Gründen, die grundsätzlich auch viele andere Schüler haben, die jedoch nicht zu Waffen greifen und Amok laufen, gibt es noch den Fakt der Verfügbarkeit von Waffen. Hier bemerkt man auch in Deutschland die starke Tendenz, dass es sich fast ausschließlich um legale Waffen handelte, die entweder die Amokschützen selbst oder ihre Eltern angemeldet hatten und zu Hause aufbewahrten. Ähnliches gilt auch für die USA, nur mit dem gravierenden Unterschied, dass es dort viel leichter und verbreiteter ist, dass Privatpersonen auch Eigentümer und Nutzer von Schusswaffen sind. Aber statt dass mal jemand dort auf die Idee kommt, dass eine Reduzierung der Waffenverfügbarkeit ein Weg sein könnte, diese tragischen Ereignisse in der Zukunft zu verhindern oder zumindest zu reduzieren, scheint völlig aussichtslos zu sein. Da bewaffnet man lieber auch noch die Lehrer und bringt damit noch mehr legale Waffen in den Schulalltag.

Klar, es ist eine Frage des Geldes und der Gewinne, die aus den Waffenverkäufen gezogen werden. Die NRA spielt dabei keine unbedeutende Rolle, propagiert sie doch, dass es das gute Recht eines jeden Amerikaners sei, eine Waffe zu tragen und sie unter bestimmten Umständen auch einzusetzen. Wobei mittlerweile die Anti-Waffen-Lobby einen deutlich höheren Aufwand betreibt, für die Verschärfung der Waffengesetze Überzeugungsarbeit zu leisten, als die NRA aufwenden muss, um den Status Quo zu halten. In den USA wurden 2012 etwa 12 Milliarden Dollar für Kleinwaffen für den privaten Gebrauch ausgegeben – dafür könnte Schleswig-Holstein alle seine Schüler für etwa acht Jahre in die Schule schicken, wenn man davon ausgeht, dass ein Schüler das Land jährlich durchschnittlich 5000 Euro kostet. Bei den Umsätzen und den damit verbundenen Gewinnen für die Hersteller und Vertreiber der Waffen, scheint es aussichtslos, dass sich an der Sichtweise der Amerikaner in Bezug auf Waffen und deren Nutzung im Alltag etwas ändert.

Ich bin in jedem Fall sehr froh, in einem Land zu leben, in dem es nicht normal ist, dass jeder Hans und Franz eine Waffen trägt und könnte mir auch im Leben nicht vorstellen, bewaffnet vor einer Klasse zu stehen, nur für den Fall, dass es zu einem Amoklauf kommt – was zum Glück in Deutschland auch nur sehr, sehr selten vorkommt.

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Ein Gedanke zu „Gewalt erzeugt Gegengewalt

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