Public Enemies

Der Film beginnt mit einem Gefängnisausbruch im Jahre 1933, bei dem John Dillinger (Johnny Depp) eine wichtige Rolle spielt, denn zusammen mit seinem Partner John „Red“ Hamilton (Jason Clarke), will er seinen Mentor und Freund Walter Dietrich samt einigen anderen Kumpanen aus dem Staatsgefängnis von Michigan City befreien. Dabei läuft jedoch nicht alles nach Plan, und Walter Dietrich stirbt in einer wilden Schießerei vor den Gefängnismauern, seine guten Ratschläge begleiten John Dillinger und den Zuschauer jedoch den gesamten Film über weiter. Auf der Rückfahrt muss einer der Kumpane auf unangenehme Weise den Wagen verlassen, denn Dillinger hält ihn für verantwortlich und stößt ihn aus dem fahrenden Auto. Dies ist auch eine der wenigen Szenen, in denen John Dillinger selbst gewalttätig gegenüber einer Person agiert. Natürlich fehlt es nicht an genreüblichen Schusswechseln, an denn auch der charismatische Bandenchef beteiligt ist, doch verzichtete man im Drehbuch darauf Dillinger selbst als brutalen Gangster zu inszenieren.

Marion Cotillard (Copyright:Der Mensch hinter dem Gangster

Er wird als Mann dargestellt, dessen Leben sich um das dreht, was er gerade erlebt, der keine langfristigen Ziele hat und somit immer dann einen Banküberfall verübt, wenn das nötige Kleingeld für seinen luxuriösen Lebenstil zur Neige geht. Erst im Laufe seiner Beziehung zu Billie Frechette (Marion Cotillard) ändert sich diese Haltung, denn mit ihr möchte er sich absetzen und ein Leben führen, ohne ständig auf der Flucht zu sein. Bei einem Clubbesuch verliebt er sich in sie und ihm ist ziemlich schnell klar, dass sie „sein Mädchen“ ist, was er ihr auch eindringlich klar macht. Trotz der Eröffnung, wie er seinen Lebensunterhalt bestreitet, lässt sie sich auf das Wagnis ein, ihr Leben mit ihm zu verbringen. Nach einer kurzen unbeschwerten Zeit sind die beiden jedoch längere Zeit getrennt, denn das FBI observiert Billies Wohnung. Als sie dann doch wieder zusammenfinden, wird sie bald darauf verhaftet und verrät Dillinger trotz schwerer Misshandlungen durch einen der FBI-Agenten und eine längere Haftstrafe nicht. Billie Frechette muss Dillinger viel bedeutet haben, denn nach seiner Erschießung sind seine letzten Worte an sie gerichtet und beziehen sich auf ein Lied, das die beiden an ihrem ersten Abend gehört haben. „Bye bye, Blackbird“, hauchte er im letzten Atemzug und Agent Winstead, einer der Schützen, fährt später ins Gefängnis, um ihr die letzten Worte Dillingers mitzuteilen. In seinen Interaktionen mit Menschen außerhalb seiner Clique kann man verschiedene Seiten an ihm beobachten. Gegenüber den einfachen Leuten, die Zeugen seiner Banküberfälle werden, gibt er sich generös und freundlich, sei es gegenüber dem kleinen Mann, der gerade sein Geld von der Bank abholen will oder gegenüber den verschreckten blonden Bankangestellten, die er ein stückweit als Geisel mitnimmt und ihr seinen Mantel leiht. Ganz anders gibt er sich gegenüber der Staatsmacht, die ihm in Person der Sheriffs, Gefängnisaufseher und nicht zuletzt des FBI-Beamten Melvin Purvis (Christian Bale) gegenübertritt. Hier tritt er arrogant, überheblich und selbstbewusst auf und lässt sich nie anmerken ob er möglicherweise Angst hat längere Zeit hinter Gefängnismauern zu verbringen.

Der Flirt mit der Presse

Besonders beeindruckend sind die Szenen in denen die Presse eine Rolle spielt, denn wie schon bei anderen Gangstern der dreißiger Jahre war auch die Jagd auf besagten Staatsfeind Nr. 1 eine Medienschlacht. Auf der einen Seite steht der ehrgeizige FBI-Chef J. Edgar Hoover, der es eindrucksvoll versteht die aufkeimenden Massenmedien für seine Zwecke und Ziele zu benutzen. Diese bestehen vor allem darin die eigene Macht zu festigen und die nötigen Gelder für den Aufbau einer schlagkräftigen Behörde von der Regierung zu bekommen. Dort hält man ihn jedoch für einen Mann mit wenigen Erfahrung und „Schaumschläger“. So benutzt er Agenten wie Melvin Purvis, stellt sie ins Rampenlicht und setzt sie im Kampf gegen das Verbreche ein. Dabei ist es ihm jedoch egal, ob Purvis über die entsprechenden Ressourcen an gut ausgebildeten Männern verfügt, was er ihn auch spüren lässt. Er will nur Ergebnisse sehen, um sich selbst weiter profilieren zu können. Ihm steht in Sachen Medienmanipulation ein durchaus ebenbürtiger Gegner gegenüber, denn John Dillinger spielt in einzigartiger Weise mit den Medien. Nach einer Festnahme stehen die Reporter in Scharen in den Räumlichkeiten des Sheriff Departements und gieren nach Fotos und Statements des prominenten Gesetzesbrechers. Dieser gibt ihnen lässig auf die Schulter des Staatsanwalts gestützt, genau das was sie haben wollen. Charmant, witzig und eloquent pariert er jede Frage und lässt die herumstehenden Gesetzeshüter eher fade aussehen. Dieses Bild zieht sich ebenfalls durch den Film, denn gutes Aussehen, coole Sprüche und große Gesten sind eher Sache der Gangster, die Männer um Agent Melvin Purvis wirken dagegen eher hölzern, grobschlächtig und tumb. Christian Bale kann das in der Rolle des Vorzeigeagenten zwar für seine Person etwas relativieren, doch auch seine Ansprachen über die Großartigkeit der wissenschaftlich orientierten Strafverfolgung wirken nicht sehr überzeugend. Es ist jedoch auch schwer neben einen wieder einmal herausragenden Johnny Depp in der Rolle eines charismatischen Gangsters zu glänzen, denn dieser versteht es sehr gut die Zuschauer auch ohne viele Worte zu fesseln.

Fazit

Der Film lebt insgesamt vom Talent der Darsteller und der Ausgestaltung einzelner Szenen, denn die Story ist weder besonders spannend noch durch überraschende Wendungen gekennzeichnet. Er erzählt, mit Abstrichen aus dramaturgischen Gründen, die biografisch fundierte reale Geschichte einiger Jahre aus dem Leben des John Dillingers und die Ereignisse, die zu einer gewissen Vereinsamung des Gangsters führen, da alle seine Kumpane gestorben sind und sich andere Helfershelfer von ihm abgewandt haben. Letztendlich stirbt er bei einer groß angelegten FBI-Aktion, die nur aufgrund des Verrats einer seiner Bekannten zustande kommen konnte. Michael Mann hat mit Public Enemies wieder einmal bewiesen, dass er einer der Großen dieses Genres ist und es meisterlich versteht den Glanz einer längst vergessenen Zeit aufleben zu lassen, die bereits damals im Schwinden begriffen war. Die Art der Kameraführung und des Schnitts fangen die dreißiger Jahre ein und lassen sie wieder auferstehen, so dass man fast vergisst, dass es bald ein Jahrhundert her ist. Viele Sequenzen sind aufgrund der Wirtschaftskrise und verschiedener politischer Entwicklungen so nah, als hätte man nur die Protagonisten ausgetauscht und die Outfits verändert.

Filmdaten:

  • Originaltitel: Public Enemies (USA 2009)
  • Genre: Gangsterepos
  • Regie: Michael Mann
  • Darsteller: Johnny Depp, Christian Bale, Marion Cotillard, Jason Clarke, Billy Crudup
  • FSK: ab 12 Jahren
  • Länge: 140 min
  • Offizielle Filmseite: http://www.publicenemies.net

Elemente von sozialen Netzwerken übertragen Daten, ohne dass sie tatsächlich angeklickt werden. Aus diesem Grund musst du bei uns den Button vor der Benutzung erst aktivieren.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.