Standort Deutschland gefährdet?

20.02.2007

Nachdem Bundesfamilienministerin von der Leyen letzte Woche eine deutliche und sofortige Verschärfung der Bemühungen, zugunsten des Jugendschutzes bezüglich der, in den Augen vieler Politiker zu gewalthaltigen, Computer- und Videospiele ankündigte, melden sich nun auch die Vertreter der Spielehersteller und Publisher zu Wort.

Wie so oft im Leben hat auch diese Diskussion zwei Seiten, Jugendschutz um jeden Preis auf der einen Seite und die Interessen der Hersteller und Vertreiber der besagten Spiele auf der anderen. Bisher hatte man den Eindruck, dass die an zweiter Stelle Erwähnten eine vorerst abwartende Haltung an den Tag legen, doch mittlerweile melden auch sie sich zu Wort. Der Standort Deutschland als Zentrum der modernen Computerspielindustrie ist gefährdet.

Sprach Armin Laschet (Minister für Generationen, Familie, Frauen und Integration des Landes Nordrhein-Westfalen) noch in seinem Grußwort zum letztjährigen ‚Clash of Realities‘, der ersten Computer Game Conference Cologne, einer wissenschaftlichen Tagung zu Computer- und Videospielen, begeistert von den 350 000 Arbeitsplätzen und 120 Milliarden Umsatz, die durch die 50 000 Unternehmen der Medien- und Kommunikationsbranche in NRW gesichert sind, mit Unternehmen wie EA und Ubisoft an der Spitze, wenn es um das Feld der Computerspiele geht, hört man mittlerweile schon ganz andere Töne. Laschet hat sich als bekennender Unterstützer für das Leyenschen Sofortprgramms stark gemacht. Der Antrag Bayerns auf ein Totalverbot wurde zwar vorerst an Ausschüsse verwiesen, aber man hört aus den Reihen der Spielehersteller und Publisher alles andere als Jubel für diese Vorstöße, es regen sich vielmehr kritische Meinungen.

So äußerte sich Ubisofts Pressesprecher Niels Bogdan dem Tagespiegel gegenüber folgendermaßen: „Sinnvolle Regeln zum Jugendschutz begrüßen wir aber der aus Bayern eingebrachte Entwurf schießt über das Ziel hinaus.“ Etwas direktere Töne kommen hingegen von Cryteks Firmengründer Cevat Yerli, bei dessen Spieleschmiede es sich um eine der wenigen von Weltrang aus deutschen Landen handelt. „Noch ist unklar, ob sein Killerspiel „Crysis“ eine Zulassung für Deutschland bekommt. Sollte das abgelehnt werden, hatte Firmengründer Cevat Yerli gedroht, werde die Frankfurter Firma Deutschland verlassen.“ (Tagespiegel) Und auch der Bundesverband interaktive Unterhaltungssoftware meldet sich zu Wort, „„Selbst die ,Moorhuhn‘-Jagd ist gewalthaltig“, sagt Geschäftsführer Olaf Wolters. Eine Grenze zu ziehen, sei kaum möglich. Er meint, dass ein solches Verbot nicht mit der Verfassung vereinbar ist – wegen Verstoßes gegen die Kunst- und die Berufsfreiheit.“ (Tagespiegel)

96_grEin kurzer Blick auf die europäischen Nachbarländer erklärt diese Haltung, denn dort sind die Bestimmungen weit lockerer, so gibt es beispielsweise dort keine USK deren Testdurchlauf die Spielehersteller erst absolvieren müssen, „der Test ist zwar freiwillig, „aber ohne dieses Siegel kann man in Deutschland nur schwer Spiele verkaufen“, sagt Ubi-Soft-Sprecher Bogdan.“ (Tagespiegel) Dort gelten die PEGI (Pan European Game Information) lediglich als Altersempfehlung der „Interactive Software Federation of Europe“ (ISFE) mit Sitz in Brüssel. Die Softwarehersteller schätzen ihre Spiele nach einem bestimmten Kriterienkatalog ein und diese Einschätzung wird von einem unabhängigen Institut untersucht und mit einem entsprechenden Siegel auf der Verpackung vermerkt ob das besagte Spiel ab 3, 7, 12, 16 oder eben erst 18 Jahren empfohlen ist. Jedoch ist diese PEGI lediglich als Hinweis für die Eltern gedacht und hat bei den europäischen Nachbarn außer Großbritannien, keinerlei Auswirkungen auf die Legitimation des Verkaufs.

Thomas Dlugaiczyk, Gründer sowie Rektor der Berliner „Games Academy“, einer Schule für Spieleentwicklung und Design, fasst die Entwicklungen folgendermaßen zusammen: „Rigide Maßnahmen gegen ein Medium haben immer auch wirtschaftliche Auswirkungen auf den Markt. Es gibt einige Entwickler, die bereits überlegen, wegen der schlechter werdenden Rahmenbedingungen ins Ausland zu gehen. Klar ist, dass die Branche künftig einen Bogen um Deutschland machen wird.“ (Tagesspiegel)

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